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#1 01.02.2006 14:11

LaylaIZ
Gast

Lana Soya...

Der Sturm heulte um die spitzen Ecken des Schlosses. Er krächzte und knarrte in den düsteren Winkeln, das van Riddle Anwesen war schon seit Jahrhunderten im Familiebesitz.
Nervös scharrte Lana Soya van Riddle mit den Füßen auf dem alten Holzboden. Anspannung und Neugierde hielten sie im Zaum und sie war hin und hergerissen. Lana saß auf dem ersten Treppenabsatz mit wild pochendem Herzen, allein und ihr Atem hallte unregelmäßig an den kühlen Wänden der Eingangshalle wieder. Langsam fuhr sie sich mit ihren dünnen Fingern durch die langen blonden Haare und seufzte heiser. Dann vergrub sie ihren Kopf tief in ihre zitternden Arme. Ein eisiger Schauer pustete durch ihre Kleider und ließ sie erschaudern.
Eine spitze Stimme drang durch den kalten Nebel aus Furcht und innerer Kälte zu ihr hindurch. „Ich kann nicht verstehen, Mira, hilf mir...“, sie hörte langsame Schritte die Treppe hinunter poltern. Lana bewegte sich nicht, lauschte aber atemlos. „Warum sitzt du allein auf dieser Treppe und wartest auf Tadeusz und Helena und auf ihre Nachrichten?“ Lana schloss die Augen. „Vater...“ Doch Julius van Riddle unterbrach sie forsch. „Steh auf, und sieh mich an, wenn du mit mir redest!“ Lana gehorchte und ein unheimliches Gefühl von Angst entfachte sich in ihrem Kopf und lähmte ihre Gedanken, ließ sie zitternd aufstehen und zu ihrem Vater aufsehen. „Ja wirklich mache ich mir Sorgen um deine Ansichten und deinem Hang zu den anderen!“ Seine Stimme begann zu zischen, sie begann schärfer zu werden. Er stand zwei Treppen über ihr und in seinem Gesicht spiegelte sich spottende Macht. Lana senkte die Augenlider und beobachtete ihn vorsichtig durch die langen Wimpern. „Menschen“, sagte er und schlug das Thema in ins abscheuliche „sind so leicht zu beeinflussen, zu benutzen! Du solltest dem langsam zustimmen können!“ „Ja sind sie, Vater, und doch...“Sie wollte sagen, und doch nützen sie uns, aber Lana wagte es nicht, so etwas über die Lippen zu bringen. Julius hob spitz eine Braue und beobachtete seine Tochter scharf. Er stieg eine Treppe tiefer und fasste ihr mit seinen weißen Fingern unter das Kinn und zog es nah zu seinem. Lana wollte sich abwenden, doch sein Blick ließ sie erstarren und gehorsam in seine Augen blicken. „Mira, es ist eine Schande“ er zischte, sein heißer Atem umhüllte ihr zartes Gesicht „es ist mir wirklich zuwider, deine Neigung zu Aidan zu zugeben.“ Er hatte es ausgesprochen und sein Widerwillen, diesem Satz Glauben zu schenken, zeigte die innige Liebe zu seiner Tochter. Lana löste sich langsam aus seinem Bann und eine atemlose Stille legte sich im Raum nieder. Eine brennende Träne löste sich aus ihrem Auge und rollte ihre weiche Wange hinab. „Vater nein...“, flüsterte sie. Sie versuchte den Kopf zu schütteln. „Keine Neigung...“ Ihre Worte verschwanden ins Leere und Julius sah auf einmal sehr neugierig aus. „Lüg doch nicht!“, fauchte er, aber ein dünnes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. „Du hast wenigstens noch den nötigen Respekt vor deinem Vater. Komm nach oben und iss etwas.“ Seine Augen glitten an ihrem dürren Körper hinab. „Du hast es bitter nötig!“ Sie versuchte zu Lächeln, doch ihr Mund verzog sich schmerzhaft und schnell senkte sie wieder ihren Kopf nieder und nickte. Julius warf ihr einen Blick zu und verschwand die Treppe hinauf. Lana sah ihm verzweifelt nach.
2
Die Nacht war vergangen ohne eine jegliche Nachricht von Tadeusz und seiner Gefährtin Helena und in der Morgendämmerung hatte Lana Soya es nicht mehr auf der kalten Treppe, ohne Kerzenlichtlicht und ohne Wärme, ausgehalten. Mit einem letzten Blick zur Eingangstür war sie auf ihr Zimmer im Ostflügel des Anwesens verschwunden und hatte die nötigen Stunden Schlaf am Tage gesucht. Nachdem sie ihre wirren Gedanken über ihren Vater, über Aidan und sein plötzliches Verschwinden, über Tadeusz und Helenas fehlender Anwesenheit hatte ordnen können, fiel sie bei Sonnenaufgang in einen unruhigen Schlaf voller bunter Träume.
Lana hatte niemals darüber nachgedacht, wie ein Sonnenaufgang oder ein Untergang aussehen könnte, wie er passierte und wie es sich anfühlen würde, die warmen Strahlen auf der Haut spüren zu können, bis Aidan ihr einen gezeigt hatte. Natürlich konnte sie sich keinen realen ansehen, doch seit Aidan war es ihr Traum einen Sonnenuntergang mit zu erleben, ein unerfüllter Traum und so wird es ewig bleiben. Damals, es kam ihr so unglaublich lange vor, hatte er ein Bild herausgezogen und es zeigte das Meer,  und es war in goldene und rote Farben getaucht gewesen und über dem Horizont sank ein glühender Halbmond und es hatte sie so sehr in den Bann gezogen, dass sie es heimlich in Aidans Abwesenheit eingesteckt und in ihrem Zimmer versteckt hatte. Er hatte es nie bemerkt oder vielleicht hatte er auch nur so getan als ob. Sie war ihm dankbar gewesen, und es offenbarte ihr ein ganz neues Gefühl, eine neue Lebensart, das träumen. Nein Vampire hatte keine Träume. Jedenfalls hatte Lana noch nie einen darüber reden hören, Vampire lebten einfach in die düstere Nacht hinein, mächtig und grausam, ihrem Instinkt folgend, doch Aidan war kein Vampir, und es war eine Schande, nein es war verboten, es war nicht ihrem Wesen vorgesehen, mit Menschen zu reden. Sich zu ihnen verbunden fühlen, aber genau genommen fühlte sich Lana nicht zu Menschen hingezogen, denn sie musste zugeben, dass sie unnütz und schwach waren. Es war Aidans Wesen, sein Charakter und sein unmenschliches Aussehen, was sie anzog. Was er ihr schenkte hatte keinen materiellen Wert. Es war kostbar und eigentlich so simpel und einfach, aber es war Liebe...

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