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#1 Geschichten » Die Grauelfen - Ein Evergore Epos » 30.05.2006 16:11

ShinsenArcueid
Antworten: 1

Guck guck,....das hier ist das erste Mal, dass ich eine RPG-Story schreibe. Ich hab meine Geschichte in erstmal 5 Kapitel unterteilt und werde je nach Feedback weiterschreiben, - oder auch nicht.

Vorweg:
Danke fürs Lesen. Es ist viel für ein erstes Mal, aber nehmt Euch bitte die Zeit.

Ein Sonnenzyklus entspricht hier einer Woche. Alle anderen Zeitrechnungen sind wie unsere auch ;-)

Über konstruktives Feedback würde ich mich freuen :->

Nun wünsche ich Euch viel Spass beim lesen.

P.S.: Viele Grüße an Herelas, der mir erlaubt hat, ihn in meine Geschichte einzubinden. Viele Grüße auch an alle Mitglieder der Gilde der Grauelfen und die Vereinigten Bündnisse aus Valinor, sprich: Die Taranteln, Der Clan des Lichts, den Waldläufern und den  Suchenden auf dem blutigen Pfad Gottes :-p


Kapitel I - Ankommen

     Der Sturm brach los. Die dunklen Wolken zogen über das Brachland hinweg und ließen dabei ihre Wassermengen ohne Unterlass auf die  ausgetrocknete Erde niederprasseln. Ein Unterschlupf war nicht in Sicht und so lief Arcueid weiter. Am Horizont konnte sie schon die Stadtmauern von Wehrbrucken ausmachen. Sie würde wahrscheinlich in zwei bis drei Stunden dort sein. Der Himmel donnerte und vereinzelt zuckten Blitze in der Ferne. Der Kern des Gewitters war noch weit weg und es sah ganz so aus als ob er nach Westen weiterziehen würde. Gut, dachte sich Arcueid, ich bekomme nur die Ausläufer des Gewitters zu spüren. Auf der langen Reise in den Norden ließ sie auch dieses Mal das Glück mit dem Wetter nicht im Stich.
    Während sie beständig weiter auf die Stadt  zuging, sinnierte Arcueid über ihre Reise. Ihr eigentliches Reiseziel war Valinor im hohen Norden. Bis dorthin würde sie noch mindestens fünf Sonnenzyklen brauchen. Wehrbrucken war die letzte Siedlung, die sie auf ihrem Weg passieren würde. Noch einmal hatte sie hier Gelegenheit ihren Proviant aufzustocken und ihre Waffen wieder in Form zu bringen. Geistesabwesend strich sie mit ihrer rechten hand über den an ihrem Gürtel hängenden Geldbeutel, wohl wissend dass sie für den letzten Abschnitt ihrer Reise einen Tiergefährten brauchen würde, um die Lasten zu schleppen, die sie für den letzten und längsten Abschnitt ihrer Reise brauchen würde. Bis sie den Wald erreichen würde, der Valinor umgab, würde sie noch viele Gefahren und Umwege in Kauf nehmen müssen. Ganz kurz kam ihr der Gedanke sich ein Pferd zu besorgen, aber gleich darauf musste Arcueid schmunzeln, denn mit den wenigen Goldstücken die sie bei sich trug, würde sie sicher nichts Vernünftiges finden.
    Nach und nach spürte Arcueid die Erschöpfung ihren Körper hoch kriechen. Der Wind fegte ihr ohne Unterlass den Regen ins Gesicht und sie zog sich ihren Umhang enger und ihre Kapuze tiefer über den Kopf.  So sehr sich Arcueid auch über eine Bleibe für die Nacht und die nötige Ruhe freute, konnte sie dennoch  nicht dieses unwohlige Gefühl verdrängen, dass sie verspürte seit Wehrbrucken über die weite Ebene in Sichtweite gekommen war. Immer wieder rief sie sich in Erinnerung, dass sie ja nur für eine Nacht dort verweilen würde. Sie verabscheute Menschenansammlungen und in einer Stadt wie dieser gab es Arcueid derer eindeutig zu viele. Kaum konnte sie es erwarten wieder zu Hause zu sein. Valinor, die Hauptstadt der Elfen, war schon immer ihre Heimat gewesen. So viel sie auch gereist war, am Ende kam sie immer wieder zurück. Bei dem Gedanken an ihre Heimatstadt überkam Arcueid ein warmes Gefühl und Vorfreude drohte sie zu übermannen.
    Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich selber, bald hast du es geschafft. Je weiter Arcueid sich Wehrbrucken näherte, desto mehr Sachen konnte sie ausmachen. Hinter den verhältnismäßig kleinen Stadtmauern konnte sie schon die ersten Häuser und Lichter ausmachen. Auf den Zinnen waren die Umrisse der Wachposten bereits zu erkennen. Das Gewitter hatte sich nun beinahe vollends nach Westen verzogen und man konnte den roten Abendhimmel und die drei aufgehenden Monde erkennen. Der kleinste Mond, Belvarius, stand schon hoch am Himmel. Er gilt als das Schutzsymbol der Diebe und Gauner dieser Welt. Aller Abschaum vergöttert ihn, der er der Gott der List und Hinterhältigkeit ist. Die anderen beiden Monde, Lexus und Elvaria, welcher der größte Mond ist, symbolisieren die Schutzgötter der Menschen und Elfen. Das Licht von Elvaria spendet allen Lebewesen Energie und Gesundheit. Er ist das höchste Wesen und alle Elfen zollen ihm Tribut indem sie die Natur erhalten und beschützen.
    Mit schrumpfender Entfernung zur Stadt vergewisserte sich Arcueid noch einmal, dass ihre Kapuze soweit über den Kopf gezogen war, dass ihre Ohren verborgen waren. Wenn ihre Augen sie auch verraten könnten, ging sie davon aus, dass es an den Stadttoren in der Dunkelheit, welche sich nach und nach über die Ebene legte, nicht weiter auffallen würde. Ihr jugendliches Aussehen würde ihr behilflich sein, Zutritt zur Stadt zu bekommen. Mit ihren 47 Jahren zählte Arcueid zu den jüngsten Elfen. Um in Valinor die Volljährigkeit zu erreichen, musste man das hundertzwanzigste Lebensjahr vollendet haben. Das Alter eines Elfen zu schätzen war fast unmöglich, wenn man keine persönliche Bindung zu diesem Volk hatte und Elfen verrieten ihr Alter nie gegenüber Nichtartgenossen. Arcueid sah aus wie ein sechszehnjähriges Mädchen, was ihr in Menschensiedlungen oft einen Vorteil einbrachte. Wenn es überhaupt etwas gab, was Arcueid noch mehr als Menschen und Zwerge hasste, dann waren es Orks. Ihr Gestank war meilenweit wahrzunehmen und sie machten vor nichts Halt. Die Orks plünderten ihre Wälder, vertrieben das Wild und fällten die Bäume.
    Jetzt war Arcueid fast da. Sie drehte sich noch einmal um und schaute nach Süden, in die Richtung der fernen Berge, von wo sie gekommen war. Auf ihrer Reise war sie vorbeigekommen an den Zwergenreichen und den Inselreichen, wo viel umhergereist ist, von Insel zu Insel, immer auf der Suche nach Abenteuern und neuen Erfahrungen. Es waren nur noch wenige Meter bis zum Stadttor und Arcueid konnte anhand der Bewegungen auf den Zinnen sehen, dass man sie in der Abenddämmerung bereits gesichtet hatte. Angekommen vor den verschlossenen Stadttoren, öffnete sich auch sogleich eine Sichtluke in der Tür. Dahinter konnte Arcueid in dem Schein einer schwach brennenden Fackel, das bärtige Gesicht eines alten Wachsoldaten sehen. Die Narben in seinem Gesicht deuteten von vielen Schenkenprügeleien, denn Arcueid konnte sich nicht vorstellen, dass in dieser eher ruhigen Gegend viele Orks oder Goblins ihr Unwesen trieben.
„Schau an, ein so junges Mädchen so spät noch ganz alleine draußen. Ihr wisst doch sicherlich, dass es verboten ist, nach Sperrstunde sich noch außerhalb der Stadt herumzutreiben?“ Der Wachmann schaute Arcueid an und an seinem Ausdruck konnte sie sehen, dass es ihm eigentlich egal war und er nur der Form halber fragte.
„Ich war auf Reisen und da mir mein Pferd leider gestohlen wurde, musste ich zu Fuß weiterreisen. Daher komme ich so spät an.“ Arcueid hoffte, dass sich der Mann damit zufrieden geben würde und sie endlich nach einem Platz für die Nacht suchen konnte.
„Na dann will ich mal nicht so sein und schaue heute drüber hinweg. Aber seht zu, dass ihr schnell eine Bleibe findet.“ Mit diesen Worten öffnete der Wachmann das Tor und ließ Arcueid hindurch. Hinter den Toren erwartete sie der Anblick einer schlafenden Stadt; nur noch hinter den Fenstern einiger Häuser und in den Tavernen waren noch schwache Lichter zu erkennen. Arcueid machte sich auf den Weg durch die verwinkelten, schmalen Strassen auf die Suche nach einem passenden Gasthaus, was auch nicht zu teuer war.


Kapitel II - Eine Elfe!

      Je weiter Arcueid ins Innere der Stadt vordrang, desto mehr Tavernen und Bordelle schmückten den Straßenrand. An einer Taverne blieb Arcueids Blick hängen. Das Gebäude war schon ziemlich heruntergekommen und die Fassade bröckelte schon. Der Name „Zum fröhlichen Eber“, welcher ein schief hängendes Schild zierte, passte nicht mehr zur Erscheinung dieses Hauses. Aber wenn Arcueid nicht auffallen wollte, war das bestimmt der richtige Ort, um sich ein Zimmer für eine Nacht zu mieten. Bei dem Anblick konnte sie das auch nicht zuviel kosten. Als Arcueid in die Taverne eintrat und die hinter ihr wieder zufiel, war fast kein Licht mehr im Raum. Auf einigen Tischen, die willkürlich im Raum verteilt standen, gab es ein paar Öllampen, die aber nur spärliches Licht spendeten. Eine ordentliche Feuerstelle gab es nicht. Abgesehen von dem Wirt, waren nur noch drei andere Personen im Raum. Alle drei saßen am selben Tisch und unterhielten sich in einem gedämpften Ton. Sie blickten nur kurz auf als Arcueid eintrat und schauten dann wieder in ihre Bierkrüge. Arcueid wählte einen Tisch in der anderen Ecke des Raumes, wo sie ihre Ruhe hatte. Nach einer kleinen Mahlzeit würde sie sich dann zur Ruhe legen.
   Sobald sie sich gesetzt hatte, kam auch schon der Wirt mit einem unfreundlichen Gesichtsausdruck an, als ob es ihm nur eine Last sei. Jetzt noch einen Gast bedienen zu müssen.
„Guten Abend, was darfs n sein?“ fragte der Wirt in einem Ton, der seinen Ausdruck im Gesicht nur bestätigte.
„Eine Bauernplatte und ein Dunkles“, antwortete Arcueid in einem ebenso unfreundlichen Ton, „und was kostet hier ein Zimmer für die Nacht?“. Der Wirt, scheinbar missmutig darüber, dass ein gast jetzt auch noch über Nacht bleiben wollte, überlegte kurz und sagte dann: „Fünf Silberlinge für ein Zimmer mit Bett und Wanne, drei für ein normales Zimmer.“
„Ich nehme ein ganz normales Zimmer.“
Ohne noch etwas darauf zu erwidern, ging der Wirt wieder hinter seine Bar und dann in die Küche. Nun, wo Arcueid erst einmal saß, fiel ein Großteil ihrer bisherigen Anspannung ab und ihr entglitt ein leichter Seufzer. Sie beschloss, dass es hier in diesem Raum kein Problem sein würde, wenn sie ihren Umhang abnähme, da man ihre Ohren in dem schwachen Licht nicht sehen würde. Daraufhin nahm sie ihren Umhang ab und strich sich durch die Haare, so dass ihre Ohren halbwegs verdeckt waren.  Jetzt blickte einer der drei Männer in ihre Richtung, aber Arcueid konnte selbst mit ihren guten Augen aufgrund der Dunkelheit, den Gesichtsausdruck des Mannes nicht deuten. Dieser sagte noch kurz etwas zu seinen Tischgenossen und stand dann auf, um anschließend zu Arcueid herüber zukommen und sich ungefragt zu ihr an den Tisch zu setzen.
„Hallo, hallo, ich glaub’ meine Sinne spielen mir einen Streich. Da sehe ich doch im ersten Moment einen Kerl durch die Tür treten und im nächsten Augenblick stellt sich heraus, dass es eine so hübsche, junge Dame ist. Noch dazu so ganz ohne Gesellschaft.“ Arcueid musterte den Mann, der mittleren Alters war. An diesem Mann war nichts Besonderes; außer viel Erfahrung im Trinken schien er nichts vorweisen zu können. Über den Durst zu trinken und dann von sich selbst überzeugt Frauen belästigen. Der Alltag dieses Mannes war nichts Aufregendes.
„Entschuldigung, aber ich kann mich nicht erinnern, darum gebeten zu haben, euch zu mir zu setzen. Wenn mir nach Gesellschaft gewesen wäre, hätte ich mich nicht an einen Tisch am gegenüberliegenden Ende des Raumes gesetzt. Oder was meint ihr?“
„Nun seid doch nicht so. Ich lade euch auch auf ein Bier ein, wenn ihr ein bisschen Zeit mit mir verbringt. Was macht überhaupt so ein junges Ding zu dieser Zeit alleine in einer Schenke, wie dieser? Wisst ihr nicht, dass es gefährlich sein kann. Es laufen eine Menge unheimlicher Gestalten in den Gassenn herum.“ Diesen letzten Satz betonte er in einer Weise, als wenn er schon fast auf sich selber deutete. Arcueid nahm diese kleiner Anspielung gelassen, war jedoch entschlossen sich nicht viel weiter mit dem Mann aufzuhalten, zumal der Wirt auch gerade mit dem Essen herein kam.
„Danke für das schmeichelnde Angebot, aber ich muss leider dankend ablehnen. Wie ihr seht, kommt gerade meine Mahlzeit und ich würde es begrüßen, jetzt ein wenig alleine zu sein. Ich bin viel gereist und sehr müde und möchte mich gleich ausruhen. Ihr versteht das sicherlich.“
Arcueid hoffte, dass der Mann es nicht zu persönlich nahm und jetzt endlich zu seinen Freunden zurückgehen würde. Aber mit einem Blick in dessen Gesicht wusste sie sofort, dass das nicht der Fall sein würde. Der Mann sprang plötzlich auf und griff Arcueid am Arm und zog sie hoch. Bei dem Tumult stieß Arcueid unabsichtlich gegen den Tisch, welcher dann umklappte. Jetzt standen auch die beiden anderen Männer von ihrem Tisch auf und beobachteten die Szene.
„Merk die eines, ich bin es nicht gewohnt von Frauen zurückgewiesen zu werden. Ich bin nicht die Art Mann, die sich einfach damit zufrieden gibt. Ich habe dich eingeladen und du wirst meine Einladung wahrnehmen. Hast du das verstanden, denn ich wiederhole mich nicht!“
Dieser Mann ging eindeutig zu weit. Sie anzufassen und ihr seinen Willen aufzwingen zu wollen mag für ein Menschenmädchen Alltag sein, aber für eine Elfe war es das nicht. Kommentarlos griff Arcueid mit der linken Hand in den Gürtel hinter ihrem Rücken und zückte einen Dolch hervor. Mit einer schnellen Bewegung ihres rechten Armes drehte sie den Griff des Mannes herum und plötzlich hatte sie die Oberhand. Sie verdrehte ihm den Arm auf den Rücken und dann setzte sie ihr Messer an seine Kehle. Von der völlig unerwarteten Reaktion Arcueids sind alle im Raum starr.
„So, jetzt reden wir noch einmal über deine Einladung und ob du es dir nicht noch einmal überlegen möchtest.“ Arcueid deutete mit einer Kopfbewegung auf die beiden Kameraden des Mannes. „Pass auf dass die beiden nix Unüberlegtes machen, es würde nur auf deine Gesundheit zurückfallen.“ Arcueids Geisel liefen nun schon Schweißtropfen die Stirn entlang und er musste einmal kräftig schlucken.
„Hey, komm mach keinen Unsinn; selbst wenn du mich jetzt in deiner Gewalt hast, glaubst du wirklich dass du hier lebend heraus kommst, wenn du mir was antust?“
„An deiner Stelle würde ich mir jetzt nicht um andere Leute Sorgen machen.“ Und mit diesen Worten drückte Arcueid den Dolch noch ein bisschen fester an die Kehle und bewegte sich mit dem Mann in Richtung Tür der Taverne. In dem Moment kam der Wirt, welcher in der Zwischenzeit unbemerkt wieder in der Küche verschwunden war, mit einer Armbrust wieder herein.
„Also ihr beiden, ich will hier in meinem Haus keine Soldaten haben. Ihr werdet jetzt beide eure Waffen niederlegen und hier verschwinden! Sonst habt ihr beide gleich ein großes Loch im Bauch. Macht los, beeilt euch!“
Ohne zu zögern drehte Arcueid sich um, so dass der Mann dem sie das Messer an die Kehle hielt, direkt in der Schusslinie des Wirtes stand. Sie stieß den Mann nach vorne, damit sie aus dem Sichtfeld des Wirtes und kam und warf dann das Messer in Richtung des Wirtes. Dieses traf genau den mittigen Brustkorb und Wirt war tot, noch bevor er den Boden berührte. Jetzt reagierten auch die anderen beiden Männer, die ihre Chance gekommen sahen, da ihr Freund nun aus dem Griff Arcueids befreit war. Der Mann den sie grad noch als Geisel gehalten warf sich auf sie und stieß Arcueid zu Boden. Jetzt wo sie am Boden lag und ihre Haare ihre Ohren nicht mehr verdeckten, erkannten die Männer wen sie vor sich hatten.
„Eine Elfe – wir hätten es wissen müssen. Kein normales Mädchen würde sich des Nachts alleine in einer Gegend wie dieser herumtreiben. Du hast einen Menschen getötet, dafür wirst du nicht ungeschoren davon kommen.“ Doch Arcueid wartete nicht, bis der Mann zu Ende geredet hatte. Die letzten Worte klangen nur noch schwach in ihren Ohren wieder, denn sie war längst zur Tür herausgestürmt um sich nach einem Fluchtweg umzusehen.


Kapitel III - Interlude

     Herelas hatte gerade die Taverne zum Regenbogen verlassen und wollte sich auf den Weg zu seiner Unterkunft für die Nacht begeben, als er aufgeregte Schreie ein paar Gassen weiter hörte. Er warf einen kurzen Blick in den Himmel und sah an der Stellung der Monde, dass es schon spät war, normalerweise zu spät für Unruhen in dieser Stadt. Einige Häuser weiter gingen die ersten Lichter an und die Bewohner streckten die Köpfe heraus um zu sehen, was zu dieser Uhrzeit noch so einen krach verursachte. Die Schreie und Rufe kamen näher und Herelas schaute sich um. Die Neugier packte auch ihn. Er ging durch die Nebengassen um den Weg abzukürzen, aber auch um nicht gesehen zu werden. Jetzt konnte er schon deutliche Wortfetzen und Satzteile verstehen.
„Stehen bleiben du dreckige Elfe“, rief eine raue Stimme. Eine Elfe in Wehrbrucken? Damit hatte Herelas nicht gerechnet. Elfen sind in den meisten Städten der Menschen nicht gestattet und es wunderte ihn, dass noch jemand außer ihm dieses Risiko auf sich nahm und sich Zutritt zu Wehrbrucken verschaffte.
„Da läuft sie! Durch die Hintergassen in Richtung Marktplatz“, vernahm Herelas die aufgeregten Rufe der Männer; ob Soldaten oder nicht, konnte er nicht ausmachen. Aber es stand für ihn fest, dass er der Elfe helfen musste.


Kapitel IV - Hilfe

Arcueid lief in die nächste Gasse und rannte so schnell sie konnte. Immer geht irgendetwas schief; es kann nicht einmal so laufen, wie ich es mir vorgestellt habe, dachte Arcueid im Stillen und verfluchte ihr Schicksal, welches ihr allem Anschein nach wieder eine Nacht ohne Ruhe bescheren würde. Sie lief eine dunkle Gasse entlang und hörte dabei, wie sich die Schritte ihrer Verfolger immer weiter näherten. Die Gasse wurde immer breiter und ehe sie sich versah, stand sie auf dem Marktplatz, ohne jegliche Deckung oder Möglichkeit sich zu verstecken. Jetzt musste sie schnell handeln,…sie rannte zur nächsten Häuserreihe hinunter, runter von dem Marktplatz und dann hörte sie ein hohes Pfeifen. Im nächsten Moment schlug neben ihr ein Armbrustbolzen in einer Kiste ein. Die Wucht riss ein faustgroßes Loch in die Holzwand der Kiste. Plötzlich hörte sie Rufe von oben. Arcueid zuckte erschrocken zusammen und schaute nach oben. Auf dem Dach des Hauses, vor dem sie stand, war eine tief in ihren Umhang gehüllte Person zu sehen. Mit Handzeichen und ausgestrecktem Arm bedeutete dieser Arcueid auf die Kiste zu steigen und nach seinem Arm zu greifen. Sie zögerte nur kurz, denn so sehr es ihr auch behagte einer Person zu vertrauen, die sie nicht kannte, so hatte dieser Mann aber allem Anschein nach freundlichere Absichten als die anderen Männer mit den Armbrüsten.
„Da ist sie! Los, schießt. Sie darf uns nicht entkommen!“ Arcueid hörte nur noch das Herannahen vom nächsten Bolzen und dann wurde ihr schwarz vor Augen.


Arcueid schrak hoch und atmete heftig; sie konnte ihr Herz pochen hören und dann wurde ihr schwindelig, weil sie sich zu schnell erhoben hatte. Im Augenwinkel sah sie, dass die Person von der sie gerettet wurde, auf einem Stuhl nahe ihr saß, doch ehe sie irgend etwas sagen konnte, hatte sie auch schon wieder das Bewusstsein verloren.


Kapitel V - Wiedersehen

Als Arcueid erneut aufwachte, kam der Mann gerade zur Tür herein, immer noch in seinen Umhang gehüllt.
„Endlich seid ihr aufgewacht, ich hab mir schon Sorgen gemacht, dass die Wunde sich entzündet hat und die Kraft Euch im Stich lässt“, sagte der Mann in einer warmen Stimme, die Arcueid seltsam bekannt vorkam. 
„Wie lange habe ich geschlafen und wo sind wir?“
„Wir sind noch immer in Wehrbrucken, in meinem Unterschlupf. Nachdem Ihr durch den Treffer des Schützen das Bewusstsein verloren hattet, zog ich euch hoch und trug Euch hierher. Ihr habt jetzt zwei Tage durchgeschlafen. Die Wachen haben die Suche nach Euch aufgegeben, in der Annahme, dass ihr die Stadt bereits verlassen habt. Seid trotzdem vorsichtig. Ihr habt einen Mann getötet. Euer Gesicht wird hier nicht so schnell vergessen, auch wenn es in der Nacht nicht viele Leute gesehen haben.“
Arcueid guckte an sich herunter und sah, dass der Mann sie verbunden hatte. Von seiner Gestalt konnte sie nach wie vor nicht viel ausmachen. Er stand jetzt an der Wand neben dem Eingang gelehnt und hatte neben sich zwei Speere abgestellt. Weiter in der Ecke stand noch ein Bogen zusammen mit einem Köcher Pfeile. Auf dem Tisch daneben lagen zwei Dolche und bei genauerem Hinsehen erkannte Arcueid den einen wieder. Es war der Dolch mit dem sie den Mann getötet hatte. Wo hatte er den bloß her? Das Licht in dem Raum war schwach; es glühten noch die Reste von ein paar Holzscheiten im Kamin, welche die einzige Lichtquelle im Raum darstellten. Sie schaute zum Fenster heraus und sah, dass es draußen auch nicht viel heller war. Erst jetzt merkte Arcueid, dass sie schon lange nichts mehr gegessen hatte und ihr Magen machte dies sehr deutlich. Der Mann fing an zu lachen und sagte:
„Hier, nehmt dies. Mehr habe ich im Moment nicht, aber es sollte den ersten Hunger stillen, bevor wir etwas Besseres bekommen.“ Er reichte ihr ein Stück Brot und dazu eine Tasse Wasser.
„Habt Dank“, sagte Arcueid. „Ich habe euch noch gar nicht dafür gedankt, dass ihr mir geholfen habt. Darf ich fragen, wie ihr dazu kommt einer Mörderin zu helfen, die noch dazu eine Elfe ist?“
Der Mann lächelte unter seiner Kapuze und strich diese anschließend herunter.
„Weil wir bestimmt dasselbe Reiseziel haben, Arcueid von Valinor.“ Arcueid stockte der Atem. Unter der Kapuze kam ein wohl bekanntes Gesicht zum Vorschein. Das Gesicht eines Elfen, den sie eigentlich nur zu gut kannte.
„Herelas! Warum bist du hier?“
Sie kannte Herelas schon seit vielen Jahren und verfluchte sich selber, dass sie die Stimme nicht wieder erkannt hatte. Genau wie Arcueid war auch er noch kein vollwertiges Mitglied des Elfenvolkes, wenn er auch schon 20 Jahre älter war und auch ein sehr viel erfahrener Kämpfer und Jäger. Sie waren schon viel zusammen gereist und sie hatte von ihm gelernt. Noch vor drei Jahren waren sie zusammen auf einem Streifzug gegen die Orks und Goblins im Westen, aber seit dem hatten sie sich nicht mehr gesehen. Herelas schmunzelte und setzte dann zu einer Erklärung an:
„ Es sind unruhige Zeiten in Valinor angebrochen. Es strömen seit einigen Sonnenzyklen wieder unzählige Orks und Goblins aus dem Westen und versuchen in unseren Wald einzudringen. Auch diese Gegend hier wird schon bald anfällig für Überfälle der Horde werden.  Ich wurde losgeschickt herauszufinden, woher diese Bestien kommen, nachdem wir doch annahmen in der großen Schlacht alle vernichten zu haben. Was ich herausgefunden habe ist sehr besorgniserregend, aber nichts worüber wir hier sprechen können. Ruh dich aus, denn morgen müssen wir hier weg. Mein Pferd wird uns beide tragen können. In ungefähr einem Sonnenzyklus sollten wir Valinor erreichen können.“
„Was du erzählst, trübt meine Freude darüber, wieder nach Hause zurück zu kommen, aber gut. Lass uns morgen die Stadt verlassen.“
„Nun schlaf noch ein bisschen. Ich werde Proviant besorgen.“ Mit diesen Worten erhob sich Herelas und verließ das Haus.