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Grey_Fox
19.08.2005 15:33

Das letzte Ass

Was bin ich noch? Was bin ich, wenn mir nichts bleibt? Was, frage ich, macht mich dann noch aus?

Dezember. Schon wieder. Jahr um Jahr sucht das Ende des einen mich heim um mich dem folgenden zum Fraß vorzuwerfen. Wo ist die vertraute Melodie, an die ich mich bis heute immer klammerte? Fort getragen hatte sie mich, an ferne Orte und in mein Innerstes. Ich weis nicht mehr, was schlimmer war; der Schmerz von innen oder die Qual von außen. Und dennoch: dahin ist alles. Nichts mehr da von dem, was mich einst hielt. Wer riss all die vollen Blätter mir aus meinem Block? Ich sitze da, mit diesem unbeschriebenen Blatt, starre, warte, starre. Manchmal glaube ich, alte Texte darin wieder zuerkennen, doch im nächsten Moment ist alles fort. So weit, so fremd. Ich friere in der Fremde, meine Hände zittern wie mein Geist. Niemand der mich wärmt, niemand der mich hält. Was ist, wenn ich falle? Ich komme sicher nicht mehr hoch… Keine Hand für mich? Keine Hilfe?
Wo ist das Vertrauen, wo die Träume? Ich kenne sie nicht. Verrate mir doch deinen Traum! Ich will doch nur einmal daran teilhaben… Bitte, sprich zu mir! Nun schau nicht so, wo ist dein Lächeln? Was? Wohin gehst du? Geh nicht fort, nicht jetzt… nicht jetzt…
Allein. Immer noch und schon wieder. Zurück im Nichts, zurück am Boden. Wo bist du? Wo bist du? Umso verschwommener mir dein Bild wurde, desto deutlicher schien mir das eigene. Ich sah mich selbst in dir und doch sah ich überhaupt nichts. Im Grunde wusste ich nicht was ich sah. Ich sah in die Leere und gleichzeitig durch sie hindurch. Und manchmal treffen sich unsere Blicke. Wunderschöne Augen, so zerbrechlich, wie aus Glas – und mit selbem gläsernen Blick. Nein, du schaust durch mich hindurch. Ich schaue selbst durch mich. Und dennoch durchschaue ich mich nicht. Leben und Tod, eines zur Rechten, das andere zur Linken. Die Willkür wirft mich von einer Kralle in die andere. Auch hier weis ich kaum, was schlimmer ist. Das gläserne Leben oder der stählerne Tod? Letztendlich erkalten beide in derselben Wertlosigkeit. Was bringt ein Feuer, wenn es nur von innen brennt? Es ist ein kleiner Trost in diesen eisigen Gewändern – ich schlüpfe doch von einem ins nächste nur hinein. Ich koche in eisigkalter Hitze, doch letztlich kühle ich aus. Das schlimmste jedoch ist: Ich werde sein, aber ich werde nichts bedeuten. So frage ich: Was macht mich dann noch aus?

Kannst du deine Hand dir am eigenen Herzen noch wärmen, so tanke darin Energie, dir selbst hoch zu helfen. Streckt dir niemand seine Hand entgegen, so ist dir die eigene das letzte Ass im eisigen Ärmel.