Auf einem Motorrad durch eine schicke 3D-Stadt im 80er-Jahre-Stil zu brausen, dabei Radiosender wie V-Rock oder Emotion 98.3 hören und ganz nebenbei jede Menge kriminelle Aufträge zu erfüllen? jaja, Vice City, der (zum Zeitpunkt dieses Tests) aktuellste Teil für den PC aus der GTA-Reihe hat schon was.

In der etwas unübersichtlichen Vogelperspektive durch düstere Gassen zu fahren, das Vertrauen von Gangs zu gewinnen und dabei den Respekt-o-Meter im Auge zu behalten ? das ist GTA 2 aus dem Jahre 1999, welches an Weihnachten als Freeware freigegeben wurde und dabei gleich noch für die modernen PCs überarbeitet wurde.

Gewalt, Blut und Bandenkriege bestimmen von nun an dein Leben, denn du bist auf Speed? äh nein, anders rum, du bist Claude Speed, ein Kleinkrimineller, der sich auf der Karriereleiter zum Obermotz hocharbeiten will. Dabei musst du über Leichen gehen und ab und zu das Lied vom Tod spielen, denn die rund 80 Missionen sind kein Zuckerschlecken.

 

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Hat man sich erstmal für ein paar Aufträge entschieden, gilt es, den Respekt der Gangs (drei pro Abschnitt, drei Abschnitte insgesamt, aber nur sieben Gangs? zwei kommen später wieder vor) zu bewahren, denn warum sollte man dir vertrauen, wenn deine Aufträge bisher nur auf das Konto der Konkurrenz gingen?

Bei genügend Punkten kann der Stadtabschnitt gewechselt werden, doch bis dahin ist es zu Beginn ein steiniger Weg, denn für das Abspeichern (ein einziger Speicherpunkt für einen riesigen Stadtabschnitt!) oder besseres Equipment wird man kräftig zur Kasse gebeten. Ausgleichen kann man diese Inflation durch kleine Bonusaufgaben oder irre Stunts auf den Dächern der Metropole.

Man sieht also, für sehr viel Abwechslung ist gesorgt. Wie der Kontostand letztendlich auf das erforderliche Limit angehoben wird, ist egal, denn die grosse Spielfreiheit machte schon damals den Reiz aus. Mit welcher Waffe oder mit welchem Fahrgerät (auf Knopfdruck kann ein Auto in den eigenen Besitz genommen werden) die Gegend erkundet wird, ist genauso unwichtig, welche Missionen von welcher Gang absolviert werden. Einerseits kann man die Stadt ruhigen Fusses ansehen, andererseits können Passanten überfahren oder ein Polizeiauto geschnappt werden und man kann mit der Gewissheit leben, dass die Gesetzeshüter in blau-weiss nicht dumm rumstehen. Ehe man sich versieht, sollten dir nämlich die Flausen immer noch nicht aus dem Kopf getrieben worden sein, setzt sich das SWAT-Team, das FBI und als Höhepunkt die Panzer der US-Army auf deine Fersen ? ein Heidenspass!

Joa, ich merke schon, der Text wird zu lang? Radiosender gabs damals schon, wenn auch noch nicht mit Top-Hits aus den Charts. Im Waffenarsenal ist vom herkömmlichen Faustrecht bis hin zum Raketenwerfer alles vorhanden, auch die Fahrzeuge lassen fast keine Wünsche offen (warum nicht mal einem Feuerwehrauto die Gegend unsicher machen?). Vom Mehrspieler-Modus hab ich noch gar nicht gesprochen, oder?

Man merkt sofort, dass GTA 2 ehemals käuflich erworben werden musste, denn es gibt eigentlich kein "richtiges" Freeware-Spiel, welches mit solch einer spielerischen Abwechslung und Freiheit daherkommt. Auch an den Sound kommen die allermeisten nicht heran, jedoch bei der Grafik darf ich zugeben, es gibt sicherlich besseres und vor allen Dingen auch in 3D. Trotzdem: Stundenlanger Spielspass ist garantiert und alles andere als eine 10 wäre im Vergleich zu anderen Spielen ein Witz. Und wer weiss, die GTA-Reihe bei Rockstar Games ist noch nicht aufgebraucht, vielleicht dürfen wir uns schon bald auf GTA 3 freuen? ;-)